Ich weiß eigentlich nicht, wo ich anfangen soll. Ich hatte ein kurzes Leben, aber ich glaube, es sind mehr Sachen in meinem Leben geschehen, als im Leben eines 90-Jährigen.
Die Zeit ist hier anders, als auf der Erde. Ich weiß eigentlich nicht, wie ich es erklären soll. Denn während ich etwas aus meinem Leben erzähle bewegt sich alles um mich herum, wie in Zeitlupe. Ich sehe, wie der Dämon noch einmal meinen Körper anschaut, die Pistole auf den Boden fallen lässt und sich vom Tatort entfernt.
Ich war in all diesen Jahren ein zielstrebiger Mann, der nur die Macht an sich reißen wollte und jetzt bin ich tot. Ich habe mir immer gewünscht, mich von jemandem mit einem gewissen Ruf töten zu lassen, aber leider ist es nicht so gekommen. Mein Körper liegt jetzt in einem Motel und niemand wird sich darum kümmern. Wäre ich durch seine Hand gestorben, wie ich es mir gewünscht hatte, wäre ich jetzt jemand mit einem Namen. Wenigstens wäre noch mein Ruf auf dieser vergänglichen Welt geblieben. Leider ist das nicht geschehen.
Ein Dämon ohne einen gewissen Ruf, ohne ein gewisses Niveau hat mich getötet. Es gab nicht einmal einen richtigen Kampf und das macht mich immer noch wütend. Ich hatte immer gedacht, dass Angel mich bei einem Kampf töten würde.
Der Name des Dämons ist Lorne, ein Name, der nicht wirklich furchteinflössend ist und doch hat er mich besiegt. Lorne zückte einfach eine Pistole aus dem Mantel und schoss auf mich. Ich erinnere mich noch sehr gut, an seine letzten Wörter.
„Das ist mein letzter Auftrag, sie werden niemals dazu gehören, Lindsay. Das war auch nicht geplant.“ In letzter Sekunde bemerkte ich, was das zu bedeuten hatte. Ich war für ihn, für Angel, nicht wichtig genug, denn er schickte diesen Lorne auf mich los, um mich zu töten. Aber es war zu spät, der Akt war vollendet und ich lag sterbend auf dem Boden und fühlte schon, wie meine Seele sich von meinem Körper trennte.
Hätte ich mein Leben noch einmal leben können, dann hätte ich sicher vieles geändert, aber sicherlich nicht alles. Es gibt gewisse Sachen im Leben eines Menschen, die nicht geändert werden können. Vielleicht aus Stolz, oder Neugierde. Wer weiß.
Ich könnte viel über meine Jugend erzählen. Wo ich geboren wurde, wie ich aufgewachsen bin und vieles mehr. Ich kann sagen, dass meine Eltern nicht gerade reich waren. Ich bin in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und meine Eltern waren gegenüber Gott sehr gläubig. Ich glaube daher kommen meine Zielstrebigkeit und mein Ehrgeiz. Ich wollte nicht wie sie enden. Ohne ein richtiges Leben, ohne eine Würde. So beschloss ich, mir einen Weg zu machen und nachdem ich das Studium abgeschlossen hatte, offerierte mir Wolfram and Hart einen Job als Staatsanwalt in ihrer Kanzlei. Schnell bemerkte ich, dass diese Kanzlei anders war, als die Anderen. Sie hatten einen Packt mit dem Teufel abgeschlossen und sie beschützten Dämonen und Mörder. Und obwohl ich so erzogen wurde um Gott zu dienen, nahm ich dieses Angebot gern an.
Aber ich denke, ich sollte über ihn reden, über Angel.
Ich kann nicht gerade sagen, dass ich mit Angel sehr freundlich umgegangen bin. Ich weiß noch genau, wie er das erste Mal wütend in die Kanzlei geplatzt ist. Von diesem Moment an war es um mich geschehen. Er faszinierte mich so sehr, dass er für mich eine Art Sucht geworden ist. Von da an beschäftigte mich Angel so sehr, dass ich mich nur auf ihn konzentrierte.
Ich legte Angel Steine in den Weg, hetzte Faith, die Jägerin auf ihn. Brachte Darla wieder auf diese Welt, um ihm einen Moment des vollkommenem Glücks zu bescheren, aber nichts nützte. Angel war einfach anders, als die Anderen, die ich kannte. Er fiel jedes Mal auf den Boden und nach einigen Minuten erhob er sich wieder. Ja das faszinierte mich sehr. So wollte ich auch sein. Aber jetzt weiß ich, dass es niemals möglich war. Sein Herz war rein. So rein, dass nicht einmal der Teufel selbst es geschafft hätte.
„Darla“ ein Wort, das mich ebenso faszinierte, wie „Angel“.
Sie war einst der Sire von Angel. Sie strahlte Kraft aus, um nicht zu sagen, dass sie förmlich strahlte, auch im Moment, als sie tot unter der Erde lag.
Einst hatte Wolfram and Hart beschlossen, sie vom Reich der Toten zurückzubringen, um Angel zu Angelus mutieren zu lassen. Und obwohl ich immer dachte, dass mein Herz aus Stein wäre, verliebte ich mich in sie. Ich half ihr auf jede Art und Weise, die ich kannte. Aber letztendlich konnte ich sie nicht vor sich selbst retten. Leider kreisten ihre Gedanken immer um Angel. Ich würde sagen, sie liebte ihn. Obwohl viele sagen, dass ein Vampir keine Seele hat, hat Darla ihn geliebt. Und das hat mich irgendwie innerlich zerrissen. So sehr, dass ich sie lieber in einen Vampir verwandeln ließ, als würde sie friedlich in Angels Armen sterben. Aber auch danach veränderte sich nichts. Sie hatte nur ihn in ihrem Kopf und nach einiger Zeit verschwand sie aus meinem Leben.
Ich glaube, ich liebe sie immer noch, denn sie zeigte mir Gefühle, die ich vorher nicht kannte. Jetzt bin ich tot und werde sie niemals wieder sehen. Und als ich noch lebte, hab ich eigentlich nicht um ihre Liebe gekämpft und das tut am Meisten weh, denn ich hätte es tun sollen. Ich möchte nicht sagen, dass es mir eigentlich egal wäre, aber irgendwie wollte ich zu dieser Zeit, als ich noch lebte, keine feste Bindung zu einer Frau. Innerlich hatte ich Angst, Angst, dass dieses Band von jemandem gerissen würde, Angst, dass sie es tun würde. Und obwohl dieses Band von meiner Seite schon bestand, auch wenn es nicht so stark war, riss sie es. Schon das verletzte mich so sehr, dass ich zu dieser Zeit am liebsten gestorben wäre.
Später, nach einiger Zeit wurde mir gesagt, dass Darla von Angel schwanger war. Wie konnte das möglich sein, dass zwei Vampire ein Kind erzeugen konnten? Wie war das möglich? Und wieder versetzte mir das einen Stich ins Herz, da ich wusste, dass es Darla letztendlich geschafft hatte, Angel zu haben. Aber als ich erfuhr, dass sie sich selbst umbrachte um dieses Kind in die Welt zu setzten zog sich mein Herz zusammen und meine Seele zerbrach in tausend Stücke.
Darla war aber nicht die einzige Frau, in meinem Leben, es gab noch eine. Sie war auch sehr wichtig für mich. Nicht so wichtig, wie Darla, aber irgendwie liebte ich sie. Sie hieß Eve. Eve hatte eine Verbindung zu den Seniorpartnern, sie konnte sich zu der zeit , als Angel der Boss von Wolfram and Hart wurde, für ihn arbeiten. Sie war seine Sekretärin und deswegen war das auch meine einzige Verbindung zu Angel. Dank Eve’s Hilfe erfuhr ich vieles über ihn, aber ich glaube, das brachte mich nicht näher zu Angel, sondern, das brachte mich nur zu meinem Tod.
Jetzt verstehe ich, dass die Liebe blind sein kann. Eve liebte mich über alles und irgendwie liebte ich sie auch, aber ich habe sie nur ausgenutzt, denn schließlich war es mir egal, ob sie wegen mir darunter litt, oder nicht. Denn ich habe sie alleine gelassen, als sie mich brauchte und ich glaube, sie hat am Ende nur wegen Angel die Apokalypse überlebt. Er half und gab ihr eine letzte Chance, um sich so schnell wie möglich aus Los Angeles davon zu machen. Ich hoffe, obwohl Eve in ihrem Leben alles verloren hatte, dass sie letztendlich ihre Bestimmung gefunden hat. Und vor allem, dass sie einen Mann gefunden hat, der ihr die wahre Liebe geben kann. Jetzt weiß ich, wie kalt ich war, mein Herz war aus Stein und ich glaube, wenn ich mich nicht mit Wolfram and Hart eingelassen hätte, wäre ich jetzt glücklich mit einer Frau zusammen und ich würde mit meinen Kindern spielen.
Aber das ist vorbei, ich werde es nie tun können und vielleicht ist das auch das Beste für mich und für die Welt. Ich hätte nie ein guter Mensch sein können.
Während ich am reden war und meinen Körper anschaute bemerkte ich nicht, dass jemand hinter mir stand. Ich drehte mich um und sah direkt in die Augen eines Mannes. Ich kannte ihn nicht, aber seine Augen sagten mehr als tausend Wörter.
„Lindsay, die Zeit ist gekommen“, sagte er zu mir und mit einer Hand zeigte er an die Wand. Plötzlich erschien ein Licht und es öffnete sich ein Portal. Langsam glitt er in diese Öffnung. Ich wusste nicht ganz, was das zu bedeuten hatte, aber irgendwie wusste ich, dass ich diesen Mann folgen musste. Er würde mir meine Bestimmung nach dem Tod zeigen.
Ich schaue noch einmal meinen Körper an und beschließe diesen Ort, an den ich nicht mehr gebunden bin, zu verlassen.
Ich laufe in diese Öffnung. Das Licht ist grell und ich kann diesen Mann nicht mehr sehen. Aber ich weiß sehr genau, dass er vor mir steht. Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich spüre ihn. Langsam schreite ich voran, bis auf einmal das Licht dunkler wird. Im Moment fühle ich mich, wie in einer Macht geborgen. Eigentlich dachte ich, nachdem was ich getan hatte, in all diesen Jahren, würde ich in der Hölle landen. Aber dieses Gefühl habe ich nicht. Die Dunkelheit umringt mich und plötzlich fühlte ich mich alleine.
„Hallo. Ist da jemand?“, schrie ich in die Dunkelheit, aber es kam keine Antwort zurück. Ich blieb einfach stehen. Das wäre die beste Idee, denn wohin sollte ich sonst gehen? Ich weiß nicht, wie lange ich dort stand, denn auf einmal ging das Licht an, als hätte jemand auf den Schalter gedrückt. Ich musste meine Augen mehrmals zusammen kneifen. Das Licht brannte in meinen Augen und ich fand es seltsam, dass es wehtat, denn ich war schon seit Stunden tot. Vorsichtig öffnete ich sie. Zuerst sah ich, dass das Zimmer eine seltsame Farbe hatte. Es war nicht eine Farbe, ich sah genauer hin und konnte erkennen, dass Tausende von Schatten an der Mauer waren, die sich bewegten. Aber schnell wurde mir klar, dass es keine Schatten waren, es waren Seelen, die nach Freiheit schrieen. Als nächstes konnte ich einen Tisch in der Mitte des Zimmers erkennen. Der Tisch war braun und mit goldenen Verzierungen geschmückt.
„Ah Lindsay, und gefällt dir mein Arbeitszimmer?“ Lindsay sah sich um, aber konnte niemanden erkennen.
„Wer ist da?“, fragte Lindsay, er drehte sich mehrmals um sich selbst. Auf einmal hörte er ein schallendes Lachen und als er hinüber zum Tisch schaute, konnte er einen älteren Mann erkennen. Er saß auf einem Stuhl, seine Arme lagen auf dem Tisch und er sah Lindsay mit einem Lächeln auf dem Gesicht an.
„Wer sind sie? Und wo bin ich?“, wisperte Lindsay und dieser lächelte ihn noch mehr an.
„Mmm, wie kann ich das erklären? Also, viele nennen mich Gott und andere nennen mich Satan, aber am liebsten mag ich es, wenn mich jemand gar nicht bei Namen nennt, denn ich war am Anfang auch ein Mensch, wie du.“ Der alte Mann blieb auf dem Stuhl sitzen und sah hinüber zu Lindsay.
„Bin ich in der Hölle?“, fragte Lindsay, fast ängstlich. Der Mann begann wieder laut an zu lachen und erhob sich, um ein paar Schritte in Richtung Lindsay zu machen.
„Oh nein mein Junge, du bist nicht in der Hölle, oder im Himmel! Wenn ich die Wahrheit sage, existieren diese zwei Dinge überhaupt nicht, aber die Menschheit lebt besser, wenn sie denken, sie würden in den Himmel, oder in die Hölle gelangen.“ Lindsay konnte jetzt nichts mehr dazu sagen. Er blieb einfach vor diesem alten Mann ohne Namen stehen.
„Mein Junge, komm einfach mit. Ich muss noch mit dir reden“ Der Mann machte sich auf den Weg, in ein anderes Zimmer und Lindsay folgte ihm.
Als sie dort ankamen, zeigte der Mann ohne Namen auf das Sofa. Lindsay nickte und setzte sich aufs Sofa und der Mann tat das Gleiche.
„Also, du bist vor ein paar Stunden gestorben, wie ich erfahren habe?“, fragte der Ältere den Jüngeren und dieser nickte wieder, ohne einen Laut von sich zu geben.
„Mhh, ich weiß vieles über dich mein Junge, und doch möchte ich etwas mehr von dir wissen. Hast du jemals Darla geliebt?“ Lindsay sah ihn direkt an und wusste nicht genau, was er sagen sollte, denn er liebte Darla immer noch.
„Ja das tue ich.“, wisperte Lindsay ruhig und eine Träne kullerte an seiner Wange entlang.
„Mhhh, es tut dir sicher weh, dass du es ihr nie sagen konntest, oder?“ Lindsay wollte jetzt den Blick des Mannes meiden. Ja es tat ihm weh, es zerbrach sein Herz in tausend Stücke.
„Junge, du musst nichts dazu sagen, den ich habe es verstanden. So ist halt die Liebe, man vergisst sie einfach zu schnell. Mein Junge, du hast den Menschen mehr wehgetan, als du denkst und dennoch wirst du nicht dafür büßen, denn jeder Mensch, auch nach seinem Tod, hat das Recht auf eine Chance.“ Der alte Mann erhob sich und lief zum Fenster. Warme Strahlen erhellten das Zimmer.
„Wer war dieser Mann, der mich hierher gebracht hat?“, fragte er den Mann. Der Mann drehte sich um und lächelte ihn wieder an.
„Er war einst auch eine verlorene Seele und jetzt hat er einen Ort gefunden, den er Zuhause nennt.“ Lindsay nickte nur und verstand, was der Mann damit meinte.
`Irgendwie kam ihm alles so komisch vor, denn vor einigen Stunden lebte er noch, dann wurde er getötet und auf einmal befand er sich hier, mit einem Mann, den er nicht kannte. Er hatte immer gedacht, dass er in der Hölle landen würde. Der alte Mann hatte es ihm ja gesagt, dass er der Menschheit nur wehgetan hatte und jetzt sagte er auch, dass er eine zweite Chance haben würde. Was er damit meinte, verstand er leider nicht.`
„Lindsay, ich weiß, dass du es jetzt nicht verstehst, aber du wirst es verstehen. Komm her, ich muss dir was zeigen.“ Der Mann ging in ein anderes Zimmer und Lindsay und folgte ihm wieder. Dieses Zimmer war anders, als die Anderen. Denn es war dunkel und ganz vorne sah es aus, wie in einem Kino. Ganz hinten standen zwei Stühle und der Mann nahm auf einem Platz und Lindsay setzte auf den Anderen.
„Bevor du die zweite Chance bekommst, musst ich dir ein paar Sachen zeigen sonst wirst du den Sinn des Lebens nicht verstehen.“ Er bewegte seine Hand nach oben und auf einmal sah man Bilder auf dem Bildschirm. Lindsay sah genauer hin und bemerkte, dass es Bilder aus seinem Leben waren. Er sah das Haus, wo er aufwuchs, seine Eltern, die Vorfreude, als er das Studium abgeschlossen hatte und letztendlich sah er Darla. Jeden Moment, jedes Gefühl, vom ersten Moment an, als Wolfram and Hart Darla wieder zum Leben erweckten, durchlebte er wieder. Er kämpfte mit seinen Gefühlen. Er kämpfte gegen seine Tränen, aber es half nichts dagegen denn wie er jetzt bemerkte, war sein Herz nicht aus Stein. Er konnte, wie alle anderen Menschen, auch Liebe in sich aufnehmen.
„Warum zeigen sie mir diese Bilder? Warum tun sie mir das an?“, wisperte Lindsay ganz leise.
„Ich zeige nur die Wahrheit Lindsay. Ich will dir nicht wehtun!“, antwortete der alte Man und zeigte weitere Bilder, aus dem Leben von Lindsay. Er sah, wie hypnotisiert, auf das Bild. Auf einmal sah er nicht mehr die Bilder von Darla, sondern von Angel. Lindsay ballte seine Hände zu Fäusten.
„Er hat mein Leben ruiniert, er hat mir Darla weggenommen!“, schrie er und stand abrupt auf, um nicht jemanden zusammen schlagen zu müssen.
„Nein mein Junge, Angel hat sie dir nicht weggenommen! Du hast dir deinen Weg gemacht, er wollte Darla nur helfen. Wärst du nicht so blind gewesen, dann wärst du jetzt mit Darla zusammen!“ Man sah, dass der alte Mann empört war.
„Nein er wollte mich töten, aber nicht physisch, sondern psychisch! Er hat mir alles weggenommen, was ich hatte! Er hat Darla getötet, er hat mir meinen Job ruiniert, er hat Eve geholfen, er hat nur den Helden gespielt, damit er mir eins auswischen konnte und letztendlich hat er mich getötet!“ Lindsay kochte vor Wut und Hass.
„Bist du dir ganz sicher?“, fragte der Mann.
„Ja das bin ich mir! Ich habe alles erlebt. Er hat es mir angetan und nicht jemand Anderem!“
„Dann schau auf das Bild, das hast du leider nicht miterlebt.“ Der Unbekannte lächelte schief und zeigte mit einer Hand auf das Bild. Lindsay wollte zuerst nicht schauen, aber letztendlich tat er es doch. Zuerst konnte er das Bild nicht wirklich definieren, denn er sah Lorne und Angel in einem Büro, aber dann verstand er, dass es die Szene war, als Angel Lorne sagte, dass er ihn töten musste. Lorne sagte immer wieder zu Angel, nein, dass er es nicht tun wollte, aber letztendlich gab er nach.
„Ich werde es tun, aber dann möchte ich dich nie wieder sehen, du wirst mich einfach in Ruhe lassen.“ Er nahm die Waffe, die Angel in der Hand hielt und bevor er ging, sagte er noch etwas.
„Angel, ich mag dich sehr und würde sogar mein Leben für dich geben, aber du hast dich zu sehr verändert. Lebe wohl“ Lorne senkte den Blick, Angel sah ihn noch einmal an und senkte auch seinen Blick. Er wisperte noch: „Lebe wohl, Lorne“ und setzte sich auf den Bürostuhl. Ihre Gedanken kreisten um die bevorstehende Apokalypse, vor allem kreisten seine Gedanken um Lindsey. Angel hasste ihn nicht, aber er wusste, dass Lindsay sich nie ändern würde. Dieser Schritt war sehr schwierig für ihn, aber es musste getan werden. Er löschte nicht gerne das Leben eines Menschen, aber Lindsey hatte sich mehrmals an den Teufel verkauft und er würde das noch einmal machen, auch wenn er gesagt hatte, dass er Angel helfen würde.
Angel nahm eine Akte aus dem Schrank raus und öffnete sie. Darin waren verschiedene Fotos von Lindsey. Er strich mit seiner Hand über das Bild und eine Träne floss aus seinem Auge.
„Es tut mir leid, Lindsey, aber ich muss es tun.“ Das war die erste Träne, die aus seinem Auge floss und es war nicht die Einzige, denn es folgten Weitere.
Lindsey starrte immer noch auf das Bild. Er wusste nicht genau, was er sagen sollte, denn das war das erste Mal, dass er sah, wie Angel weinte. Und was ihm am meisten Angst machte, war, dass Angel für ihn weinte.
„Siehst du, mein Junge? Angel hat dich nie gehasst und er hat Lorne auch nicht geschickt, dich zu töten, weil er dich hasst. Er hat es getan, weil er wusste, dass du dich irgendwann an den Teufel verkaufen würdest, um die Macht an dich zu reißen.“ Der alte Mann legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn an. Lindsey senkte seinen Blick und auf einmal merkte er, wie viele Fehler er in all den Jahren gemacht hatte.
„Ich verstehe ihn, ich …ich…was habe ich denn getan? Warum war ich so egoistisch? Ich wusste es nicht! Ich schwöre!“ Lindsey begann zu weinen und fiel auf die Knie. Er spürte den ganzen Schmerz, den er den Anderen angetan hatte. Jetzt wusste er, wie sich Angel fühlte, nachdem er seine Seele zurückbekam. Die Last war zu groß. Der Schmerz, den er fühlte war unerträglich.
„Angel wollte dir auch nie Darla weggenehmen, er wollte sie nur vor dir beschützen. Irgendwann hättest du sie verletzt und du hättest sie sowieso verloren. Hätte Angel sie verwandelt und nicht Drusilla, dann wäre vielleicht ein Teil der Essenz, von Angels Seele, auch in Darla übergegangen und jetzt wärst du mit ihr zusammen . Aber es ist vorbei. Du bist jetzt tot und du kannst nichts mehr machen. Aber vielleicht wird diese Lektion dir helfen, um einen neuen Weg aufzubauen, in einem anderen, neuen Leben.“ Lindsey weinte immer noch und sah den Mann an. Er verstand diesen letzten Satz nicht wirklich, denn er fühlte nur die immense Leere in ihm.
„Komm jetzt mit mir. Ich glaube, du hast den Sinn des Lebens verstanden und ich werde dir eine neue Chance geben. Du wirst nicht mehr Lindsey sein, aber deine Seele wird die gleiche sein.“ Zusammen gingen sie aus dem Zimmer und der Mann führte Lindsey zu einer Tür. Er öffnete sie. Das Licht, das aus dem Zimmer strahlte, tat Lindsey in den Augen weh. Er musste mehrmals blinzeln, bis sich seine Augen gewöhnt hatten.
„Was ist das und wo sind wir?“, fragte Lindsey.
„Mhh, ich glaube, auf der Erde sagt ihr Himmel, aber weißt du, alle Dämonen, Vampire und sogar Killer haben das Recht in den Himmel zu kommen“, wisperte der alte Mann ganz leise. Lindsey sah ihn besorgt und mit Angst an. Was ihm die Kirche, seine Eltern und alle erzählt hatten, über das Böse und Gute, über den Himmel und über die Hölle, war alles gelogen. Es existierte nur ein Ort, an den eines Tages alle gehen würden. Der alte Mann ging hinein, in dieses Paradies und Lindsey folgte ihm. Es war wie eine Art Zimmer, aber ohne Wände. Dieser Ort war mit hellem Licht durchflutet und überall sah man Menschen und Dämonen, die herumliefen. Lindsey sah auch, wie einige Dämonen sich mit Menschen unterhielten und das faszinierte ihn sehr, denn bis jetzt hatte er noch nie einen so friedlichen Ort gesehen, wie diesen hier. Auf einmal blieb der alte Mann stehen. Lindsey blickte sich um und vor ihm gab es eine Tür, die aus Licht bestand. Er wollte hindurch sehen, aber das Licht war zu hell, um direkt hineinzusehen.
„Also, mein Junge, deine Reise ist fast abgeschlossen, aber es fehlt noch Etwas. Jemand wird dich bis zum Ende dieser Reise begleiten, jemand, der dich nicht vergessen hat.“ Er zeigte auf die Tür und blickte Lindsey an.
„Wer wird mich begleiten?“, fragte Lindsey. Er sah etwas grimmig hinein und wusste nicht ganz genau, wer das sein sollte. Vielleicht seine Mutter? Oder ein Freund, den er verloren hatte?
„Bald wirst du diese Person erkennen, sie war sehr wichtig in deinem Leben, besser gesagt eine Schlüsselfigur. Jetzt musst du durch das Licht hindurch gehen. Ich verabschiede mich schon jetzt von dir. Wir werden uns nach deinem anderen Leben wieder sehen. Denn alle kommen irgendwann zurück.“ Der alte Mann lächelte etwas schief und legte seine Hand auf Lindseys Schulter. Lindsey nickte . Im Moment war er etwas nervös, denn er wollte wissen, wer diese Person war. Langsam schritt er in das Licht, er drehte sich noch einmal um und sagte: „Danke, du hast mir den Sinn des Lebens gezeigt.“. Das helle Licht prickelte auf seiner Haut, er schloss seine Augen. Lindsey hörte Stimmen, die ihm sagten, er solle weiterlaufen. `Woher kamen diese Stimmen? `, fragte er sich, aber es kam keine Antwort. Diese Stimmen leiteten ihn, bis er hörte, dass die eine sagte, er wäre jetzt hindurch. Lindsey stand immer noch mit geschlossenen Augen da. Langsam öffnete er die Tür . Dieser Ort sah nicht viel anders, als der vorherige, aus. Ganz vorne sah er einen Park. Lindsey ging näher und konnte Tausende von Blumen erkennen. Er roch die tausend verschiedenen Düfte, der kostbaren Blumen, so beschloss er, die Augen zu schließen und an einer Blume zu riechen, die er besonders schön fand. Sie war blau, wie das Meer. Der Duft kitzelte in seiner Nase. Er hatte noch nie so etwas gerochen. Es vibrierte in seinem Körper.
„Lindsey!“, rief jemand nach ihm. Er kannte diese Stimme, aber er öffnete seine Augen nicht, denn er dachte, er würde träumen.
„Lindsey, öffne die Augen! Ich bin es.“
`Nein das kann nicht sein, das kann nicht ihre Stimme sein`, brüllte es in seinem Kopf. Er stand auf und schaute dort hin, wo er die Stimme gehört hatte. Er blickte direkt in ihre Augen. Sie glänzten. Ihre blonden Haare wehten ein wenig, obwohl man keine Brise fühlte.
„Darla? Bist du es Darla?“ Sein Herz bebte, Tränen flossen aus seinen Augen. Es konnte nicht sein. Sie war auch hier und bei ihm.
„Ja ich bin es, Liebling. Ich werde deine Begleitung sein, in die Ewigkeit“ Darla lächelte ihn an.
„Du wirst meine Begleitung sein? Du bist hier bei mir? Ich…ich…“ Weiter kam er aber nicht. Lindsey umarmte Darla und weinte. Sie legte eine Hand auf seinen Nacken und die andere auf sein Gesicht.
„Shhh, weine nicht!“, wisperte Darla immer wieder in Lindseys Ohr.
„Ich wollte dir so viele Sachen sagen, aber leider hast du dich umgebracht, für das Wohl, deines Kindes. Ohne dich bin ich nicht ganz, ich …ich liebe dich Darla.“ Seine Stimme war leise und mit Schmerz erfüllt.
„Psss, das weiß ich, Liebling. Ich liebe dich auch. Ich habe dich auch geliebt, als ich ein Vampir war, aber ich hatte ja keine Seele. Meine Seele gehörte immer zu dir. Als ihr mich zurückgebracht habt, hatte ich Angst, deswegen bin zurück zu Angel gegangen.“ Darla streichelte immer wieder Lindseys Gesicht und wischte seine Tränen mit ihrer Hand weg.
„Ja aber hattest du nur Angst, oder fühltest du für Angel auch irgendwas?“, fragte er. Darla machte einen Schritt zurück und schloss ihre Augen.
„Ich muss dir die Wahrheit sagen. Ich liebe Angelus, er ist mein Engel, ich habe ihn erschaffen. Aber ich liebe dich auch. Mein Traum wäre, dass wir eines Tages alle drei zusammen sein könnten. Ich weiß nicht wirklich, warum ich ihn liebe, aber wir waren so viele Jahre zusammen. Ich bin immer noch zum Teil dämonisch, auch wenn ich jetzt tot bin. Er war meine Liebe, als ich ein Vampir war, so habe ich gelernt, ihn zu lieben und ich habe dich gelernt zu lieben, als ich ein Mensch war.“ Sie blickte direkt in seine Augen und irgendwie konnte Darla seinen Schmerz fühlen.
„Es ist egal Darla. Hauptsache ist, dass wir wieder zusammen sind und dass wir es für immer sein werden.“ Sie umarmten sich noch einmal. Lindsey konnte eine Träne von Darla auf seinem Gesicht spüren. Er legte seine Hand auf ihr Gesicht und wischte die Träne weg.
„Weine nicht, Darla. Der alte Mann hat mir gezeigt, dass Angel mich nie gehasst hat, er musste mich töten, ich war eine Bedrohung für alle Lebewesen auf dieser Welt.“, seufzte Lindsey.
„Ich weiß es, Liebling. Ich habe von hier oben alles gesehen und doch wünsche ich mir, dass wir eines Tages alle drei zusammen sind, denn ich liebe euch beide.“ Darla sah tief in seine Augen und sie näherten sich. Darlas Lippen streiften seine und es endete in einem leidenschaftlichen Kuss.
„Das habe ich mir von Anfang an gewünscht. Ich liebe dich Darla“, sagte er und lächelte sie an.
„Ich liebe dich auch, Lindsey. Es ist Zeit zu gehen. Komm, wir haben noch einen langen Weg vor uns.“ Dabei zog sie ihn mit sich und beide liefen durch den Park hindurch, bis sie in den Welten dieses Paradieses verschwanden.
Nach einigen Jahren
„Papa, wann kommt Mama wieder vom Spital zurück?“, schrie ein kleines Mädchen. Ihre blonden Haaren bewegten sich hin und her, als sie von einem Zimmer zum Anderem rannte.
„In wenigen Minuten wird Mama hier sein, Was machst du, Elisabeth?“ Der Vater von Elisabeth folgte seiner kleinen Tochter in das Zimmer. Er musste lachen. Elisabeth bastelte gerade etwas für ihre Mutter.
„Elisabeth, was ist denn das?“, fragte er.
„Das sind die Geschenke für Mama und für die Zwillinge!“, sie gluckste fast vor Freude. Man sah, dass sie sehr stolz war auf die Zeichnungen und Geschenke.
„Du bist ja ein liebes Kind. Komm her, meine Kleine.“ Der Vater wollte Elisabeth in seine Armen nehmen, als sie laut protestierte, dass sie keine Zeit hätte.
„Papa, nenn mich nicht Kleine! Ich bin jetzt die Älteste in diesem Haus!“ Er musste wieder lächeln. Elisabeth war jetzt schon sieben Jahren alt und nicht mehr die Kleinste, da hatte sie Recht. Aber für ihn war sie immer seine Kleine. Auf einmal sprang Elisabeth auf und rannte hinunter zur Eingangstür.
„Papa, komm, Mama ist wieder zurück!“, schrie Elisabeth vor Freude.
„Mama, ich habe dich so vermisst.“, sagte sie, dabei umarmte sie ihre Mutter und gab ihr tausend Küsse.
„Pssst. Elisabeth. Die Zwillinge schlafen“, sagte ihre Mutter ganz leise.
„Darf ich sie sehen?“ Elisabeth redete ganz leise, damit sie ihre Brüder nicht aufweckte.
„Ja, aber nicht jetzt. Ich werde sie ins Bett legen und dann, wenn sie wach sind, kannst du sie sehen. Zuerst essen wir noch was.“ Elisabeths Mutter ging hinauf und legte die beiden Zwillinge ins Bettchen, während Elisabeth mit ihrem Vater etwas für ihre Mutter kochten.
~~~~~~~~~~~~~~~
Die drei saßen am Esstisch, Elisabeth mampfte das Abendessen glücklich.
„Hast du deiner Mutter schon das Geschenk gegeben?“, fragte der Vater und lächelte.
„Ohhh, nein…..Mama darf ich dein Geschenk holen? Ich habe auch Geschenke für die Zwillinge!“ Elisabeths Mutter nickte und sie rannte so schnell, wie sie konnte. Als sie im Zimmer angelangt war, nahm sie die Zeichnungen und wollte wieder hinunter gehen, als sie dachte, warum sie nicht einen Blick auf ihre Brüder riskieren sollte. Sie lief so leise, sie konnte in das Kinderzimmer der Brüder. Langsam näherte sie sich dem Bettchen. Elisabeth blickte hinunter zu den Zwillingen, sie bestaunte das Gesicht der Beiden. Der links lag, hatte viele schwarze Haare auf dem Kopf, seine Augen waren dunkelbraun und sie erzählten mehr Geschichten, als jemand, der 100 Jahre alt wäre. Er hob sein Händchen und wollte nach Elisabeths Haar greifen. Das kleine Kind, dass rechts von ihr lag, hatte helle blaue Augen, die leuchteten. Seine Augen strahlten noch mehr, als er Elisabeth sah. Er gluckste laut und streckte ebenfalls seine Händchen nach ihr.
„Ohhh, meine kleinen Engel, endlich sind wir vereint. Ich habe euch vermisst.“ Dabei streichelte sie ihre Gesichter. Die Zwillinge streckten immer noch die Händchen nach ihr, so entscheid sie sich, nach ihren Händen zu greifen. Obwohl sie noch klein waren, hatten sie schon einen starken Griff. Sie lächelte sie an und die Zwillinge glucksten und lächelten ebenfalls.
„Ihr erkennt mich, Angelus und Lindsey.“ Elisabeth hatte schon als Baby komische Träume. Sie konnte sie nicht definieren, bis eines Tages ein Mann in ihrem Traum vorkam, der ihr sagte, dass er nicht Gott war, sondern jemand, der den Seelen eine Chance gab. Er erklärte ihr alles. Wer sie war und was sie war und, dass eines Tages ihre geliebten Engeln zurückkommen würden. Während der letzten Jahre hatte sie auf sie gewartet und jetzt waren sie wieder vereint. Von jetzt an würden sie für immer zusammen sein, denn die Liebe war stärker als der Hass.
Ende
Fanfic-Menü